Sex – der Sport Afrikas

 
Rote Beete, Knoblauch, Duschen - Der Umgang in Südafrika mit Aids

Südafrika droht in vielerlei Hinsicht der unmittelbar bevorstehende Kollaps. Dabei sind Kriminalität, Korruption und die rassistische Quotenregelung “Affirmative Action” keineswegs die einzigen Gründe für den Zusammenbruch. Mittlerweile erweist sich Aids als gewaltige Bedrohung für das gesamte südafrikanische Gesundheits-, Sozial- und Wirtschaftssystem. Vor allem der dilettantische Umgang mit der Seuche läßt Böses erahnen.

Das südliche Afrika wird stärker als jede andere Region der Erde von HIV und Aids heimgesucht. Den jüngsten Angaben von UNAIDS zufolge - das vom „Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“ mit Millionenbeträgen unterstützte »Gemeinsame Programm der Vereinten Nationen zur Reduzierung von HIV/AIDS« -, leben zwei Drittel aller mit dem Aids-Virus infizierten Menschen in den Ländern südlich der Sahara. Die Infektionsraten sind dort im Vergleich zu anderen Gebieten auf der Erde seit Jahrzehnten überdurchschnittlich hoch. Frauen sind auf dem ganzen afrikanischen Kontinent überproportional stark von der Seuche betroffen. In Afrika sind nach jüngsten Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) über 26 Millionen Menschen HIV infiziert – und jedes Jahr wächst die Zahl der Infizierten um weitere zwei Millionen. Andere Quellen gehen von deutlich höheren Zahlen aus.

Fakt ist, daß in Swaziland über 42% der etwa 1,1 Millionen Menschen zählenden Bevölkerung HIV infiziert sind. Die - prozentual gesehen - zweithöchste Rate findet sich in Botswana. Dort haben sich bereits über 36% der etwa 1,8 Millionen Einwohner angesteckt. Im benachbarten Südafrika, wo der erste Fall von Aids 1982 bestätigt worden war, leben inzwischen etwa 6 Millionen Infizierte. Das ist nach Indien - quantitativ gesehen - die zweithöchste Rate weltweit.

Die Folgen der leicht übertragbaren Infektionsseuche wirken sich mittlerweile dramatisch auf die demographische, wirtschaftliche und soziale Entwicklung aus. In einigen afrikanischen Staaten ist durch die Folgen der Immunschwäche die durchschnittliche Lebenserwartung bereits um mehr als zehn Jahre gesunken. In Botswana reduzierte sie sich in der letzten Dekade sogar um über 25 Jahre, namentlich von 65 auf unter 40 Lebensjahre. Selbst in Südafrika ist die Lebenserwartung unter Schwarzen mittlerweile drastisch gefallen; namentlich von 64 (1990) auf 43 Lebensjahre (2004).

Aids grassiert vor allem unter der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter, die naturgemäß die sexuell aktivste ist. Dieser Umstand führt verstärkt dazu, daß die Wirtschaftskraft drastisch zurückgeht. In vielen ländlichen Regionen liegen Felder brach, weil niemand mehr da ist, der sie bestellen könnte. Mancherorts ist die Nahrungsmittelproduktion binnen weniger Jahre um 60 Prozent zurückgegangen. Zehntausende Kinder können nicht mehr zur Schule gehen, weil sie in der Landwirtschaft gebraucht werden, um die verlorengegangene Arbeitskraft verstorbener Angehöriger zu ersetzen. Viele Kinder, vor allem die älteren Geschwister, müssen zudem als »Familienoberhaupt« an die Stelle der verstorbenen Eltern treten. Falls die Großeltern ihre Enkel aufnehmen, sind diese mit den Kinderscharen körperlich und finanziell oftmals überfordert, so daß das soziale Elend nur noch unüberschaubarer wird und immer weiter um sich greift. Infolge Aids nimmt die Armut gravierend zu, damit aber auch das Bevölkerungswachstum. Während mit steigendem Wohlstand normalerweise die Geburtenrate sinkt, explodiert sie, wo Armut und Verantwortungslosigkeit herrschen. Oftmals kommen die Neugeborenen bereits HIV-positiv zur Welt, womit ihr Schicksal von vornherein besiegelt ist. Dieser in sich geschlossene Teufelskreis gleicht auf fatale Weise dem Perpetuum mobile.

Trotz der verheerenden Entwicklung in der afrikanischen Volksgesundheit bleibt die Anwendung von sogenannten eingeborenen Lösungen in vielen Regionen weiter stark verankert. So hatte beispielsweise die südafrikanische Gesundheitsministerin Manto Tshabalala-Msimang 2004 die Einnahme von Roter Beete und Knoblauch als Mittel im Kampf gegen Aids empfohlen. Das ist keineswegs ein Einzelfall von gravierender Inkompetenz! Kürzlich billigte die Regionalregierung der südafrikanischen Provinz KwaZulu-Natal ein Experiment, bei dem Aids-Patienten in Durban traditionelle Kräutermedizin verabreicht wird. Darunter zählt auch ein uBhejane genannter abenteuerlicher Kräutermix. Dieser wurde von einem pfiffigen Geschäftsmann namens Zeblon Gwala nach einem Traum zusammengemischt. In diesem Traum war ihm angeblich sein mit dem Umgang von Heilkräutern erfahrener Großvater erschienen, der ihm das Rezept erklärt habe. Viele Schwarze, auch die Gebildeten unter ihnen, glauben derartigen Humbug. Gwala selbst war von seiner »Erfindung« überzeugt: Eine seiner ersten Patienten war seine eigene Tochter. Freilich mit dem zweifelhaften Erfolg, daß sie nur wenige Monate nach seiner Kräuterbehandlung verstarb.

Überhaupt ist in Afrika der Glaube an Voodoo immer noch Bestandteil schwarzer Kultur. Unvernunft leistet ihr übriges. Südafrika ist hiervon nicht ausgeschlossen. So erklärte der in Südafrika lebende katholische Priester Karl Kuppelwieser in einem Interview, daß viele Schwarze der Auffassung seien, Aids sei gar nicht real, sondern bloß eine Erfindung der Weißen. Weiße seien nämlich neidisch auf die Schwarzen, da diese mehr Gefallen an Sex finden würden. Indirekt pflichtete die bereits erwähnte Ministerin diesem Mythos bei. Sie frohlockte im Fernsehen, daß Sex »der Sport Afrikas« sei. Den wolle man den Afrikanern durch »die Erfindung« von Aids verbieten. Mindestens ebenso verhängnisvoll wirkt es sich aus, daß viele Schwarze gar der Meinung sind, wer kein Aids habe, sei kein normaler Mensch. Kuppelwieser zufolge, sei der HIV-positive Status für die Schwarzen ein Zeichen dafür, daß man ein normales Leben führt, das heißt, ein sexuell aktives.

Ein solches führt zweifellos auch Jacob Zuma, der als künftiger Präsident Südafrikas gehandelte, augenblickliche Präsident des ANC. Dieser charismatische Populist, der von seinen meist kommunistischen Anhängern als Held im »Kampf gegen die Apartheid« gefeiert wird, steht immer wieder wegen Korruptions- und Sexaffären vor Gericht. 2005 beispielsweise soll er eine Anti-Aids-Aktivistin aus einer befreundeten Familie in seiner Residenz in Johannesburg vergewaltigt haben. Im Laufe des Prozesses Mitte 2006 rechtfertigte Zuma, übrigens ein Angehöriger des Zuluvolkes, sein Verhalten mit seinen eigenen kulturellen Wurzeln. Obendrein erklärte er, daß er nach dem Sex geduscht habe, um »das Risiko einer Ansteckung mit HIV zu vermindern«. Seit dieser grotesken Aussage hat Zuma den Spott in nicht-kommunistischen Medien quasi abonniert.

Südafrika, das noch vor zwei Jahrzehnten weltweit zu den wissenschaftlichen Vorreitern im Bereich Technik und Medizin zählte, ist im Begriff gesundheitspolitisch und damit demographisch und wirtschaftlich zu kollabieren. Ein unterleibsgesteuerter Präsident, der Duschen für ein geeignetes Vorbeugemittel gegen Aids hält, dürfte diesen Prozeß kaum aufhalten.

Claus Nordbruch
 

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